Mit dem Erreichen dieses Zieles werde Niederösterreich nicht nur unabhängig vom Strom aus fossilen Energieträgern, sondern sei auch "zu einer Modellregion geworden", betonte der Landeshauptmann. So komme im EU-Schnitt nur ein Viertel des Stroms aus erneuerbarer Energie, in Gesamt-Österreich seien es etwa zwei Drittel.
Investitionen und privates Engagement machen es möglich
"Wir haben viel investiert, um die Energieeffizienz zu steigern und die erneuerbaren Energien auszubauen", erläuterte Pröll die Gründe für das Erreichen der 100 Prozent-Marke. "Seit 2002 sind in Niederösterreich insgesamt 2,8 Milliarden Euro in den Ökostromausbau investiert worden – von der Photovoltaikanlage bis hin zur Erneuerung der Donaukraftwerke", so der Landeshauptmann. Weiters habe man intensiv versucht, das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Energiewende entsprechend zu stärken, bilanzierte er. Einen wichtigen Beitrag habe dazu die Energieberatung geleistet, so seien in den vergangenen zehn Jahren rund 36.000 Energieberatungen durchgeführt worden. Als weiteren Grund nannte Pröll den "Schulterschluss im gesellschaftlichen Bereich", so hätten sich über 300.000 Menschen aktiv eingebracht, etwa durch die thermische Sanierung ihres Hauses oder durch die Errichtung einer Photovoltaikanlage.
Neue Ziele bereits gefasst
Im Blick nach vorne habe man sich vor allem drei weitere Ziele gesetzt, kündigte der Landeshauptmann an: "Erstens wollen wir auch weiterhin 100 Prozent des Strombedarfs aus nachwachsenden Rohstoffen decken. Denn der Strombedarf steigt, und wenn wir die 100 Prozent halten wollen, müssen wir konsequent weiter arbeiten. Zweitens sollen bis 2030 50 Prozent des gesamten Energiebedarfs aus erneuerbarer Energie stammen, und drittens wollen wir bis 2030 die 'green jobs' von derzeit 36.000 auf 50.000 steigern."
Bildungseinrichtungen als Grundpfeiler
Eine wichtige Grundlage für das Erreichen dieser Ziele seien auch die Schulen und Hochschulen, verwies Pröll etwa auf die Umweltschule in Yspertal, die HTL's in Mödling, Mistelbach, Wiener Neustadt und Hollabrunn sowie die Fachhochschule St. Pölten und die Donau-Universität Krems. "In diesen Schulen entsteht das Know-how, das wir in Niederösterreich anwenden wollen und das wir auch exportieren können."
"Bedeutendes Jahr für Umweltpolitik in NÖ"
Das Jahr 2015 sei "ein bedeutendes Jahr für die Umweltpolitik in Niederösterreich", zeigte sich Landesrat Pernkopf überzeugt. "Wir haben uns ein klares Ziel gesetzt und dieses auch erreicht: 100 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbarer Energie. Sicher, sauber und unabhängig", betonte er. Als wesentliche Gründe für das Erreichen des Zieles nannte er zum Beispiel den 2011 beschlossenen Energiefahrplan für Niederösterreich, das Energieeffizienzgesetz aus dem Jahr 2012 oder auch die Gründung der Energie- und Umweltagentur. Pernkopf bedankte sich auch "für das große Engagement aller Beteiligten", der Strommix in Niederösterreich bestehe nun aus 59 Prozent Großwasserkraft, 26 Prozent Windkraft, 9 Prozent Biomasse, 4 Prozent Kleinwasserkraft und 2 Prozent Photovoltaik. "Für mich persönlich ist auch klar: Wir setzen mit 100 Prozent Strom aus erneuerbarer Energie auch ein klares Statement gegen die Atomkraft. Mit jedem zusätzlichen Prozent erneuerbarer Energie drängen wir die Atomkraft, Öl und Gas weiter zurück und erhöhen die Wertschöpfung im eigenen Land. Deswegen dürfen wir auch nach Erreichung unseres Etappenzieles die Hände nicht in den Schoß legen."
NÖ ist "Leuchtturm-Beispiel"
"Die Energie- und Klimaschutzpolitik ist etwas, das uns alle betrifft und das unser Leben bestimmt", meinte Monika Langthaler in ihrer Stellungnahme. Das niederösterreichische Beispiel sei "ein Leuchtturm-Beispiel", auch für die große Klimakonferenz, die in Kürze in Paris stattfinden werde. Der Umbau des Energiesystems bedeute auch einen Umbau in dezentrale Strukturen, was für Regionen wie Niederösterreich "eine unglaubliche Chance" darstellen würde, so Langthaler: "Gerade in den ländlichen Regionen entstehen dadurch wichtige green jobs". Als Erfolgsbeispiele aus Niederösterreich nannte Langthaler das Windkraftunternehmen WEB aus Pfaffenschlag (80 Mitarbeiter), die Firma Compost Systems aus Gars am Kamp (20 Mitarbeiter) und die Firma Microtronics aus Ruprechtshofen (33 Mitarbeiter).
"Vorbild für Bundesregierung!"
Als vorbildlich bezeichnet auch der Umweltdachverband das Erreichen des Energiezieles. "Das Beispiel Niederösterreich zeigt, was in Sachen Energiewende möglich ist, wenn die Politik klare Rahmenbedingungen setzt – Stichwort Energierahmenplan und Landesenergieeffizienzgesetz – und engagierte BürgerInnen und Gemeinden mit an einem Strang ziehen", sagt Michael Proschek-Hauptmann, Geschäftsführer des Umweltdachverbandes, in Reaktion auf das heute von LH Pröll und LR Pernkopf präsentierte erfolgreiche Energiewende-Etappenziel in Niederösterreich. "Niederösterreich beweist hier, dass es die Energiewende mit klaren Zielen aus eigener Kraft und in Einklang mit den Ansprüchen des Natur- und Landschaftsschutzes entscheidend vorantreiben kann."